Feminist Interventions
in the public sphere
Feministische Interventionen
im öffentlichen Raum
Mit der Installation „Lauter laute Fotzen*“ wurde der Hauptplatz in Linz am 8. März 2022 künstlerisch bespielt. Die Kunstinstallation besteht aus diversen1 Vulven*, die durch den Bass der Musik zu pulsieren beginnen. Im Bruchteil einer Sekunde wird das statische Bild zu einem organisch bewegten. Da sich die Ästhetik der Vulven* durch die Dynamik des Basses verändert, wird die musikalische Bespielung der „Fotzen“ zu einem partizipativen Element: Jede* DJ erzeugt andere Beats und dadurch andere Bewegungen der Vulven* und somit eine individuelle Visualisierung der Musik. Die Kombination von Klang und visueller Kunst eröffnet eine Bühne im öffentlichen Raum und schafft auf humorvolle Art eine Atmosphäre der Offenheit und des Austauschs, die zur aktiven Beteiligung der Betrachter*innen einlädt.
With the installation „loud cunts*“ the main square in Linz was artistically played on March 8, 2022. The art installation consists of diverse1 vulvas* that start pulsating due to the bass of the music. In a fraction of a second, the static image becomes an organically moving one. As the aesthetics of the vulvas* change due to the dynamics of the bass, the musical performance of the „cunts“ becomes a participatory element: each* DJ produces different beats and thus different movements of the vulvas* and thus an individual visualization of the music.
The combination of sound and visual art opens a stage in public space and humorously creates an atmosphere of openness and exchange that invites the active participation of the viewers.
FRAGMENTS, REMNANTS, LEFTOVERS
These works were created from material found on site in the former Kdf- seaside resort on Rügen. The building was built between 1936 and 1939 by the National Socialists and it was supposed to provide a vacation place for 20,000 people at the same time by the organization Kraft durch Freude (KdF), therefore the building reached a length of 4.5 kilometers. The Kdf- seaside resort was never completed as a result of the beginning of the 2nd World War and was later used as a barracks facility of the GDR. One of the architects‘ goals was to promise every guest a sea view.
The works themselves are varied, ranging from sculptures made from found materials to installations that use the space of the former seaside resort. It is these fragments, fragments and remnants that the artist has used in her work. They are testimonies of a project that was never fully realized, testimonies of history - both of the Nazi past and the time of the DDR.
Unter die Haut gehen - ein Projekt mit Alice Hulan
Meistens wächst Gras über die Sache.
Wir entfernen dieses Gras, um zu sehen, was darunter im Vergessenen liegt.
Es sind Namen und Geschichten von Frauen*, die während des Nationalsozialismus im Frauengefängnis Kaplanhof inhaftiert und ermordet, in der Landesfrauenklinik zwangssterilisiert und zu Abtreibungen gezwungen oder im Arbeitserziehungslager Schörgenhub erschossen wurden. Es gibt nicht viel Raum für ein Gedenken an die weiblichen* Opfer des Nationalsozialismus in einer Stadt, die voll ist von baulichen Elementen der NS-Zeit, die mithilfe von Zwangsarbeit erbaut wurden.
Die wenigen Denkmäler für Widerstandskämpfer*innen sind versteckt oder verwachsen. Die einzelnen Straßen, die nach ihnen benannt wurden, sind weit entfernt vom Stadtzentrum. Dabei mangelt es nicht an Namen oder Informationen über sie: Im Archiv der Stadt Linz finden sich zahlreiche Interviews mit diesen Frauen, sie geben ein detailliertes Bild ihres Widerstands, ihrer Haftzeit und -bedingungen, ihrer Verfolgung.
Aber diese Stimmen verlassen das Archiv selten.
Noch stärker im Dunkeln befinden sich die Geschichten der sogenannten Ostarbeiter*innen, die man in großer Zahl aus ihren Heimatländern entführt, nach Oberösterreich gebracht und oftmals zur Prostitution gezwungen hat. In der ehemaligen Landesfrauenklinik wurden Zwangssterilisationen und Abtreibungen an ihnen durchgeführt.
Nach ihrer Befreiung erlebten die „Ostarbeiter*innen“ in ihrer Heimat jahrzehntelange Stigmatisierung als Verräter*innen. Ihre traumatisierenden Erfahrungen der Verschleppung, sexuellen Entwürdigung und/oder Zerstörung sowie ihrer Entbehrungen sind bis heute ein Tabuthema.
In Anlehnung an die Stolpersteine, die in Linz nicht in das Stadtbild aufgenommen wurden, entfernen wir Rasenstücke aus den Böden der Tatorte. Da dies beim Heinrich Gleißner Haus nicht möglich war, wurden hier Abdrücke der Wände entnommen und in hautfarbenes Silikon ausgegossen. Für die Videoinstallation entfernten wir mit den Fingern Moos und Flechten aus der zugewachsenen Inschrift des Denkmals, das an das Arbeitserziehungslager Schörgenhub erinnern soll.
Photo: Ayan Rezaei
Credits :
Sticker design & object design: Rebekka Hochreiter
sound collage: Ayan Rezaei
Stick Together - solidarisch (k)leben by aFz- autonomes Frauenenzentrum Linz, FIFTITU% - networking center for women* in art and culture, Bündnis 8. März - Oberösterreichs Women* unite and Women*People‘s Initiative 2.0
Idea Concept Realization: Oona Valarie Serbest, Rebekka Hochreiter, Ayan Rezaei, Elisabeth Murhammer, Gitti Vasicek, Gabi Müller, Ingrid Queteschiner
#STICK TOGETHER - SOLIDARISCH (K)LEBEN
THE FIGHT FOR EQUAL RIGHTS IS STILL NOT OVER Contribution in the context of the exhibition „WHAT THE FEM*?“ at NORDICO Stadtmuseum Linz.
Feminism is not a fad, but a movement that advocates for equal rights for women* and queer people in all areas of life. But what about the fulfillment of the demands of the women* movements from the three waves? What role do basic rights play in equality, the environment, migration, and ecofeminist transformation in feminist discourse? In order to make these existential citizens* rights visible, feminist organizations from Upper Austria have formed an alliance and created the intervention „Stick Together - solidarisch (k)leben“ at the Stadtmuseum Nordico. Consisting of thousands of stickers with demands of the women‘s movements: Fight for the right to vote and access to education in the first wave, fight for self-determination over one‘s own body, sexual identity and reproduction in the second wave and fight for intersectional justice and against discrimination based on gender, origin, class or sexual orientation in the third wave. The demands of the peace and environmental movement, as currently raised by climate activists such as Fridays For Future or Last Generation, were also part of the feminist discourse early on.
„Stick Together - solidarisch (k)leben“ understands itself as an invitation to dialogue and joint exchange and shows that feminism is not only a question of gender, but also takes other social injustices into account. However, the intervention also sees itself as a call to action by initiating a social debate on an intersectional feminism and contributing to the networking of different feminist actors. To support this process, the website „https://www.dieforderungen.at“ was set up, which includes a call to action to expand the demands. Visitors to the museum can peel off the stickers from the installation, take them with them, and stick them on in other places. In this way, a dialogue is stimulated that goes beyond the museum, mixes up and allies in feminist struggles.
CRASH
Inatallation 2019, Material: Matschbox- Autos, Kunsthalle Linz Skulpturenpark
Der Titel der Arbeit ist eine Anspielung auf den gleichnamigen Film von David Cronenberg – ein Film über Menschen, die sexuelles Vergnügen aus Autounfällen gewinnen. Bezug nehmend auf das Phänomen des Gaffens, auf die Lust am Schauen – auch wenn das Gesehene grauenhaft und das eigene Verhalten dabei pietätlos ist – ermöglichte die Installation, Selfies an nachgestellten Schauplätzen von Autounfällen bekannter Persönlichkeiten zu machen.
Zu sehen waren die Unfälle von: James Dean, Jörg Haider, Falco, Diana, Helmut Newton, Paul Walker, Grace Kelly und Albert Camus.
CRASH
CRASH
Inatallation 2019, material: Matchbox cars, Kunsthalle Linz Skulpturenpark.
The title of the work is an allusion to the film of the same name by David Cronenberg - a film about people who derive sexual pleasure from car accidents. Referring to the phenomenon of gawking, to the pleasure of looking - even if what is seen is horrible and one's own behaviour is impious - the installation made it possible to take selfies at recreated scenes of car accidents of well-known personalities.
On display were the accidents of: James Dean, Jörg Haider, Falco, Diana, Helmut Newton, Paul Walker, Grace Kelly and Albert Camus.
DER EINSAMSTE WAL DER WELT
Installation 2017
Material: Regenmäntel, Pneu, Latex, Gebläse, LEDs, Sound
Frei nach dem Märchen der „Unfisch“ von Michael Köhlmeier über einen geheimnisvollen, ausgestopften Wal, entstand die Idee eines pochenden Herzens, versteckt in der Kammer eines Schiffes. Das Herz verstärkt das Schiff als einen lebendigen Ort, als Versteck für alte Geschichten und Seemannsgarn. Ebenso betont es die visuelle Annäherung des Schiffes an einen Walkörper. Der Titel bezieht sich auf den sogenannten 52-Hertz-Wal. Das als der „einsamste Wal der Welt“ bekannte Säugetier, kommuniziert auf einer sehr viel höheren Frequenz als alle anderen Wale und hat somit einen individuellen Gesang, der von keinem anderen Meeressäugetier verstanden wird. Die Wahl des Materials fiel im Bezug auf die weitreichende Verschmutzung der Meere auf Regenmäntel aus Plastik.
Sie machten einen Schritt nach vorne in das Maul des Wals. Da setzte ein Feuerwerk von Lichtern ein.
Überall blinkte und glitzerte es. Über dem Bett hing ein riesiges Walherz, das pumpte rotleuchtendes Blut.
Ein gignantischer Lungenflügel saugte und blies Luft an und aus.
(Der Unfisch- Michael Köhlmeier)